Eine neue Bankenkrise droht: Unterwasserbonds und der entscheidende Fehler in Anleihebeständen
Der renommierte Wirtschaftsexperte Nouriel Roubini, der die Bankenkrise von 2008 vorausgesagt hat, hat sich besorgt über die Gefahr von "Unterwasser"-Anleihen geäußert, die einen erheblichen Teil der Vermögenswerte des Bankensektors ausmachen.
Diese Anleihen, die den plötzlichen Zusammenbruch der Silicon Valley Bank in der vergangenen Woche verursachten, könnten eine Bankenkrise auslösen, die schnell außer Kontrolle geraten könnte und möglicherweise auch Großanleger, Pensionsfonds und Vermögensverwalter betrifft.
Das Problem
Wie Politico berichtet, hat Roubini den Kern des Problems herausgestellt: Die Silicon Valley Bank hat ein großes Anleihenportfolio aufgebaut, als die Zinssätze nahe Null lagen.
Als die Zinsen jedoch stiegen, fiel der Wert dieser Anleihen stark, so dass die Bank “nicht realisierte Verluste” erlitt.
Leider war die Bank gezwungen, ihr Anleihenportfolio in einem ungünstigen Markt zu verkaufen, als der Technologiesektor in Schwierigkeiten geriet, was zu realisierten Verlusten von 1,8 Milliarden Dollar führte. Roubini warnt, dass jeder Schlag eine ähnliche Kettenreaktion bei anderen Banken auslösen könnte.
Die Daten der FDIC zeigen, dass nicht realisierte Verluste aus Wertpapieren in Höhe von 620 Mrd. $ vorliegen und dass bei einer durchschnittlichen US-Bank etwa ein Drittel des Kernkapitals gefährdet ist.
Europas Problem
Roubinis Besorgnis über Europa ist sogar noch größer, da die nicht realisierten Verluste in den Anleiheportfolios noch viel gravierender sein könnten.
Europa und insbesondere die Schweiz gehörten weltweit zu den ersten Ländern, die Negativzinsen eingeführt haben, was die Anfälligkeit der lokalen Anleiheportfolios für steigende Zinssätze deutlich erhöht. Darüber hinaus ist die Rentabilität der Banken auf dem Kontinent deutlich geringer, was die Kapitalpuffer und damit den Wert der Bankaktien weiter unter Druck setzt.
Nicht realisierte Verluste
Ein nicht realisierter Verlust ist ein Schwebezustand für einen finanziellen Vermögenswert, bei dem er entweder so viel wert sein kann, wie man für ihn plus Zinsen bezahlt hat, oder viel weniger, wenn man gezwungen ist, ihn vor dem Fälligkeitsdatum zu verkaufen.
Nehmen Sie z. B. einen Kredit für die Gründung eines Unternehmens auf, wobei Sie Ihr Haus als Sicherheit verwenden, und der Immobilienmarkt fällt um die Hälfte, können Sie die Rückzahlungen noch leisten und Ihr Haus behalten.
Wenn sich die Konjunktur jedoch gegen Sie wendet und Sie das Haus verkaufen müssen, kann es sein, dass Sie Ihre Verbindlichkeiten nicht decken können, was zum Konkurs führt. Ähnlich verhält es sich in diesem Fall mit den Anleihebeständen, deren Wert im vergangenen Jahr aufgrund der aggressiven Zinserhöhungen der Zentralbanken erheblich gesunken ist. Roubini warnt daher, dass die Anleihebestände der Banken nicht ausreichen würden, um ihre Verbindlichkeiten zu decken, wenn sie einen schnellen Verkauf vornehmen müssten. Jeder Schock könnte eine ausgewachsene Bankenkrise auslösen.
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Regulatorisches Versagen
Roubini weist darauf hin, dass das System blind für die Schwere des Problems war, da die Banken im Gegensatz zu anderen Finanzinstituten nie verpflichtet waren, diese Vermögenswerte zu ihrem aktuellen Wert zu bewerten, was als “Mark-to-Market”-Buchführung bekannt ist. Daher haben die Aufsichtsbehörden das Problem nicht erkannt, was ein erhebliches Versagen der Aufsichtsbehörden darstellt.
Das System verfügt über US-Staatsanleihen im Wert von 20 Billionen Dollar, und die Verluste der Banken zeichnen sich deutlich ab, da sie nicht zum Marktwert bewerten müssen.
Verschiedene Standpunkte
Doch nicht alle sind davon überzeugt. Die Rating-Agentur S&P Global ist anderer Meinung als Roubini und hält die Risiken aus nicht realisierten Verlusten für die von ihr bewerteten Banken zum derzeitigen Zeitpunkt für vertretbar.
Credit Suisse, die am stärksten unter Druck stehende europäische Bank, hat jegliches Risiko im Zusammenhang mit uneinbringlichen Anleihebeständen abgestritten. Die Debatte über dieses Thema geht also weiter.
Nouriel Roubini, auch bekannt als “Dr. Doom”, hat sich in der Vergangenheit geirrt, aber seine Warnung vor der Gefahr, die von “Unterwasser”-Anleihen ausgeht, ist nicht zu überhören.
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