Euro-Reaktion auf EZB-Zinsanhebung wirft Fragen auf
Die jüngste Reaktion der Euro-Währung auf die Zinserhöhung der EZB gibt Aufschluss über die Stimmung der Anleger weltweit.
Die EZB hat die Einlagenzinsen auf einen historischen Höchststand von 4 Prozent angehoben. Die Analyse der Deutschen Bank unterstreicht den außergewöhnlichen Charakter dieses Zinserhöhungszyklus, der im Vergleich zu den historischen Mustern der Bundesbank einer jahrzehntelangen Straffung entspricht.
Während höhere Zinssätze normalerweise die Währungen stärken, folgte der Euro diesem Drehbuch nicht. Er fiel um 0.8% gegenüber dem Dollar und erreichte mit knapp über $1.06 ein Dreimonatstief. Dies war eine der schwächsten Performances des Euro im Jahr 2023, denn nur an fünf anderen Tagen gab es deutlichere Rückgänge. Selbst Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde über das Potenzial für weitere Zinserhöhungen konnten den Trend nicht umkehren.
Bas van Geffen, leitender Makrostratege bei der Rabobank, kommentierte: “Es wirkt nicht gut, wenn eine Zentralbank ihre Politik strafft, um dann zu sehen, wie ihre Währung direkt nach der Entscheidung fällt.”
Paul Donovan, Chefvolkswirt bei UBS Wealth Management, bezeichnete die Zinserhöhung als “Belastung”, da viele der derzeitigen Inflationstreiber in der Eurozone nicht zinssensitiv seien.
Einige halten eine weitere Zinserhöhung noch in diesem Jahr für möglich, doch bleiben allgemeine Zweifel bestehen. Die Schwäche des Euro gegenüber dem starken Dollar verdeutlicht die Kluft in der Anlegerwahrnehmung zwischen den USA und anderen Regionen. Der Begriff “Geldgeber”, der normalerweise für Niedrigzinswährungen reserviert ist, trifft jetzt auf den Euro zu, was seine historisch hohen Zinsen in einer Zeit niedriger Inflation widerspiegelt.
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Der Rückgang des Euro unterstreicht auch das schwindende Vertrauen in die wirtschaftlichen Aussichten Europas. Die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der Region, die die Währung anfangs stützte, hat nachgelassen.
Kit Juckes, Makrostratege bei der Société Générale in London, betonte, dass die Devisenmärkte nicht ausschließlich von der Geldpolitik bestimmt werden. Allerdings haben die Zinssätze oft einen erheblichen kurz- bis mittelfristigen Einfluss auf die Wechselkurse. Das Warten auf positive wirtschaftliche Überraschungen in Europa birgt Risiken, da der Euro leicht unter $1.05 fallen könnte, wenn diese nicht bald eintreten.