Dollar verliert an Einfluss: Ölhandel findet neue Währungsbindungen
Die Ölpreise sind seit jeher an den US-Dollar gekoppelt, der auf einem ansonsten volatilen Rohstoffmarkt für Stabilität sorgt. In einigen Ländern vollzieht sich jedoch ein bemerkenswerter Wandel, der die Dominanz des Dollars verringert.
Russland, auf das etwa 10% der weltweiten Ölproduktion entfallen, ist ein prominentes Land, das seine Verkäufe vom Dollar ablenkt. Die Sanktionen im Zusammenhang mit Russlands Vorgehen in der Ukraine haben dazu geführt, dass russisches Öl nicht mehr nach Europa oder in die USA fließt.
Stattdessen hat Russland seinen Ölhandel mit Indien und China ausgebaut. Aufgrund der US-Sanktionen hat auch Venezuela, das über erhebliche Ölreserven verfügt, den chinesischen Yuan oder den Euro für seinen Ölhandel angenommen. Infolgedessen werden heute etwa 20 % des weltweiten Erdöls aufgrund der Sanktionen zu ermäßigten Preisen verkauft, wobei ein Großteil dieses Handels nicht mehr in Dollar abgewickelt wird bzw. die Möglichkeit dazu besteht.
Diese Verschiebung hat mehrere Auswirkungen.
Die Ölpreise und der Dollar standen traditionell in einem umgekehrten Verhältnis zueinander, aber diese Verbindung hat sich seit etwa 2014 abgeschwächt. Infolgedessen werden die Ölpreise möglicherweise nicht wesentlich von einem Rückgang des Dollarwertes profitieren. Dennoch wird erwartet, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt und die Ölpreise im dritten Quartal steigen werden.
Trotz des Rückgangs des Dollars im Ölhandel ist keine einzige Alternativwährung an seine Stelle getreten. Stattdessen werden die Preise in verschiedenen Landeswährungen angegeben, manchmal unerwartet. So zahlen indische Raffinerien für russisches Öl jetzt in Dirham, der Währung der Vereinigten Arabischen Emirate, die an den Dollar gekoppelt ist, was den Händlern Stabilität bietet und Russland ermöglicht, seine Abhängigkeit vom Dollar zu verringern.
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Dieser Trend zur Entdollarisierung des Rohstoffhandels kann Entwicklungsländern wie Indien, China, Brasilien, Thailand und Indonesien zugute kommen. Mit ihren eigenen Landeswährungen können diese Länder Öl zu vergünstigten Preisen kaufen, wodurch sie weniger große Reserven an US-Dollar, US-Staatsanleihen und Öl halten müssen.
Dadurch könnte Kapital für inländische Projekte zur Förderung des Wachstums freigesetzt werden.
Die vollständige Abkehr vom Dollar bleibt jedoch eine Herausforderung, und die Bedeutung des Dollars könnte sogar noch zunehmen. Zum Ende des ersten Quartals wurden 55% der weltweiten Reserven in US-Dollar gehalten, gegenüber 54% im Vorjahr, wie der Internationale Währungsfonds berichtet.
Einige Experten halten Gerüchte über den Niedergang des Dollars für verfrüht und verweisen auf seine unübertroffene Liquidität und seine breite Akzeptanz. Trotz der anhaltenden Verschiebung im Ölhandel scheint die dominierende Stellung des Dollars nur schwer zu brechen zu sein.